Am 15. November 1950 wurde unser Traditionsverein als „eingetragener Verein“
in das Vereinsregister des Amtsgerichts Weiden eingetragen.
Dabei lässt sich die Tradition der Faschingsumzüge in Neustadt noch viel weiter zurückverfolgen. Genauer gesagt bis zum 14. Februar 1878. An diesem Tag fand nämlich
ein Maskenumzug statt. Veranstaltet wurde dieser Zug von der Feuerwehr und sie stellten ein Zigeunerlager bei der Linde in der Freyung dar.
Die beiden Weltkriege brachten auch für den Neustädter Faschingsverein den Verlust
so mancher geschichtlicher Unterlagen mit sich. In Überlieferungen und Erzählungen
wird berichtet, dass es in Neustadt schon immer einen urwüchsigen Fasching gab,
der stark in alte Traditionen verwurzelt ist. Besonders in den Jahren nach dem
1. Weltkrieg erfüllten neben der Feuerwehr die Burschenschaft und der unvergessene
„Hauer-Sepperl“ die Faschingsumzüge in Neustadt mit Leben und originellen Ideen.
Nach Aufzeichnungen unseres leider verstorbenen Senators Gregor Menzl, genannt
„der Stuck“, berichtete die Chronik der Burschenschaft damals von 6 - 8 originellen
Faschingswagen und zahlreichen Mitwirkenden. In den damals noch zahlreichen
Zoiglwirtschaften in Neustadt wurde so manche Idee geboren.
Die damaligen Faschingsmatadoren waren u.a. der „Detschn-Franz“ – wegen seines
großen Gesichtserkers auch „das Löschhörndl“ genannt – der alte „Gower“, der
„Näger-Spez“, der „Sailer-Seppl“ und der auch heute zumindest dem Namen nach
bekannte Wachtmeister „Haslbeck“. Wenn man bedenkt, daß bereits im Jahre 1929
erstmals ein Faschingszug im Film festgehalten wurde, so unterstreicht das ebenfalls
die überregionale Bedeutung der Umzüge am Faschingswochenende in unserer
Kreisstadt.
Noch vor der Vereinsgründung im Jahre 1950 war das Jahr 1934 ein besonderer
Meilenstein in unserer Vereinsgeschichte. Dem damaligen Lehrer Otto Ries, dem
Schneidermeister Geiler, den Neustädter Geschäftsleuten sowie den Schulschwestern
ist es zu verdanken, dass unsere Vereinsfahne angeschafft werden konnte.
Diese Vereinsfahne mit dem Schwarzen Kater als Symbol auf der einen Seite und der
Inschrift: „Wenn schon –denn schon“ auf der anderen Seite, wird heute noch bei Auftritten
und Umzügen mitgeführt. Gestiftet wurde diese Fahne damals vom Gastwirt Hans
Ebneth, genannt der Ebnet Bolisch. Auf dem Stadtplatz fand die Fahnentaufe statt, wobei
der damalige Apotheker Hermann Ruyter vom Fenster aus die Fahne mit Sekt taufte.
Bis 1938 gingen die Faschingsumzüge trotz der Beschränkungen während des Dritten
Reiches in gewohnter Weise weiter. Der 2. Weltkrieg riss auch in die Reihen der Aktiven
des Faschingsvereins so manche Lücke.
Bezeichnend ein Vermerk im altenProtokollbuch:
„Geschlagen war ein Land, doch seine alten Sitten und Bräuche
konnte niemand rauben!“
Trotz – oder vielleicht gerade wegen – der bitteren Kriegsjahre und Niederschläge, die
der einzelne hinnehmen musste, besann man sich allmählich wieder auf die Freuden
des Lebens. Der Allgemeine Sportverein war es, der im Jahre 1946 wieder eine
Faschingsveranstaltung durchführte. Mit Dr. Eduard Trottmann und Magda Siegert
wurde auch erstmals ein Prinzenpaar präsentiert. Der Faschingsball wurde damals im
Saal des Krankenhauses in Wöllershof abgehalten. Die noch übrig gebliebenen
Uniformen wurden hervorgeholt und zu diesem Ball angezogen. Leider waren damals
bereits viele alte Uniformen und Faschingsgewänder durch die amerikanischen
Besatzungstruppen beschlagnahmt worden. So verschwanden damals u.a. auch die
kompletten Uniformen und die Böllerkanone der Bürgerwehr.
Die damalige schlechte Zeit war wohl schuld daran, dass nach dem Start 1946 erst im
Jahre 1948 zum 2. Male der ASV das Faschingsgeschehen in die Hand nahm.
Es reichte zwar noch zu keinem Faschingsumzug, aber im Lindnersaal – der heutige
Bärensaal – wurden Michael Andörfer als Prinz „Michl I. von Kalorien“ und Frau
Schwarzer als seine Prinzessin für einen Ball inthronisiert. Der erste zaghafte Versuch
eines Faschingszuges stellte im Jahre 1950 schließlich die Verbindung zur alten
Neustädter Faschingstradition wieder her.
So fanden sich am 15. November 1950 die Vereinsvorstände des ASV, der
Burschenschaft, des kath. Gesellenvereins, des Gesangvereins Sängerbund, der
Wasserwacht und einige Faschingsidealisten im Hotel „Kronprinz“ zusammen, um
– wie im alten Protokoll nachzulesen – „dem Fasching 1951 ein besseres Gepräge zu
geben“. Gregor Menzl, genannt Stuck, wurde zum Vorsitzenden des Faschingskomitees
gewählt, da er beim vergangenen Faschingszug seine diesbezügliche Routine und sein
närrisches Können bewiesen hatte. Ein Antrag von Bürgermeister Hans Trottmann,
nämlich die Gründung eines eigenen Faschingsvereins, wurde angenommen.
Der Verein wurde unter dem Namen „Verein Neustädter Faschingszug e.V.“ in das
Vereinsregister beim Amtsgericht Weiden eingetragen. Das Gründungsprotokoll weist
folgende Vorstandschaft aus:
1. Vorstand: Adolf Jakob
2. Vorstand: Gregor Menzl
Schriftführer: Josef Lang
Kassier: Johannes Trottmann
Ausschussmitglieder: Michael Andörfer
Josef Eich
Hans Trottmann
Franz Kollerer
Heinrich Spöckl
Erwin Schwarzer
Günther Schwarzer
Friedrich Robl
In dieser Gründungsversammlung fand noch ein Antrag von Josef Eich allgemeine Zustimmung, und zwar gibt es während der Vereinstätigkeit nur ein gemeinsames „Du“
untereinander und der Faschingsgruß ist seit damals ein dreifaches „Neustadt – Helau!“
Viele dieser damaligen Vereinsstatuten wurden auch in die neue Vereinssatzung, die
im Jahre 1981 erneuert und angepasst wurde, übernommen.
Am 13.Januar 1951 bestiegen Michael Andörfer als Prinz „Michl I. von Kalorien“ und
Bettina Rosner als Prinzessin „Bettina I. von Blumenien“ den närrischen Thron.
Mit 25 buntgeschmückten Festwägen, Prinzengarde und Elferrat sowie einem
Prinzenpaar, das in einer prächtigen, von 2 Ochsen gezogenen Hofkutsche saß, hatte
der Faschingszug 1951 schon wieder eine stattliche Größe aufzuweisen. Zirka 3000
Menschen standen damals dichtgedrängt zu beiden Seiten der Straße vom Gasthaus
Walbert bis zum Hotel Grader.
Durch einen Schelmenstreich wurde auch der Weidener Faschingsprinz „Walter I. von
Klexographien“ (Walter Katzenberger), leicht ramponiert, in einer Kutsche mitgeführt,
sehr zum Unwillen der vielen Weidener Zuschauer, die eigens in die Kreisstadt
gekommen waren.
Dieser sehr erfolgreichen Faschingssaison 1951 folgte noch eine wahre Blütezeit in unserer Vereinsgeschichte.
Die Faschingsumzüge entwickelten sich mehr und mehr zum Zuschauermagneten
am Faschingssonntag in der gesamten nördlichen Oberpfalz. Die Zeitungsberichte
von damals sprachen von jeweils ca. 5000 Zuschauern, die aus dem ganzen Umkreis
in unsere Stadt kamen. Sogar mit Sonderzügen der Bundesbahn kamen die
Schaulustigen angereist. Und am Ende des Zuges herrschte in den Neustädter
Gastwirtschaften und Zoiglstuben natürlich Hochstimmung.
Stammlokale des Vereins waren damals u.a. die Zoiglstuben von Hans Rosner und
Matthias Brewitzer oder auch die Bierwirtschaft von Hans Ebnet. Dort wurden viele
Ideen geboren und so manches Schelmenstück ausgeheckt. Welch raue Sitten
damals herrschten, zeigt ein Bericht im Protokollbuch:
Im Jahre 1955 gelang den Neustädter Faschingsnarren erneut ein Husarenstück.
Es gab ja nicht erst seit dem Jahre 1951, als der damalige Weidener Faschingsprinz
im Faschingszug „mitgeführt“ wurde, eine gewisse Rivalität zwischen den Weidenern
und den Neustädtern. Der Weidener Faschingsprinz Anderl Wies wurde im Jahre 1955
nach reichlichem Alkoholkonsum im Cafe Deubzer in Neustadt interniert.
Zwei Wachposten, mit Dreschflegeln bewaffnet, hielten vor dem Eingang der
Gastwirtschaft Wache. Beim Faschingszug schließlich wurde „Prinz Anderl I., der
Traurige“ in einem Käfig mitgeführt, immer noch nicht ganz Herr seine Sinne.
Was natürlich die zahlreich angereisten Weidener Faschingsnarren nicht so gerne
sahen. Seit dieser Zeit hat sich auch ein Brauch bis in unsere Tage erhalten. Es bekam
jeder Faschingswagen und jede größere Fußgruppe, die aktiv am Faschingszug beteiligt
ist, von der einheimischen Brauerei je einen Kasten Bier kostenlos zur Verfügung
gestellt. War es früher die, Bären-Brauerei“ von Josef Mühlhofer, so führte vielen Jahre
darauf die „Landbrauerei Scheuerer“ aus Moosbach diese Tradition
dankenswerterweise fort. Leider sind diese glorreichen Zeiten vorbei, aber der Verein
sorgt auf die gleiche Weise immer noch für eine ausreichende Bewirtung.
Einen nicht geringen Anteil am Zustandekommen eines Faschingszuges haben aber
seit je her auch die übrigen Neustädter Geschäftsleute. Sie unterstützen alljährlich die
Bemühungen des Vereins auf vielfältigste Art und Weise. So stellen sie dazu kostenlos
Fahrzeuge und Wagen bereit oder geben Zuwendungen in finanzieller und materieller
Art.
Wie in jedem Verein, so gab es auch im Faschingsverein ein ständiges Auf und Ab in
der Vereinsgeschichte. Nach einigen Jahren der Blütezeit gab es auch immer wieder
magere Jahre zu überstehen. Obgleich es nicht alle Jahre ein Prinzenpaar zu
bewundern gab, so bewegte sich dennoch fast jedes Jahr ein Faschingszug durch die
Straßen. Initiatoren waren oftmals die Männer der Freiwilligen Feuerwehr, sonstige
Faschingsmatadoren oder auch die „Freyunger Birtschn“, die bekannt sind für ihre
eigenen Ideen und gestalterischen Fähigkeiten. Die Freyung stellte fast eine eigene
kleine Faschingshochburg dar und zahlreiche Faschingsmatadoren kamen oder
kommen noch aus diesem Stadtviertel. In Erinnerung ist vielen sicher noch die
„Zirkus-Krone-Band“ von Hans Fukerider oder unser Senator Willi Hausner (Sachsen-
Willi), der mit seinem originell dekorierten Schubkarren stets die Lacher auf seiner
Seite hatte. Während der Regierungszeit von Josef Grader wurde sogar ein eigener
„Birtschn-Ball“ im Lindnersaal abgehalten. Es gab damals Freibier für alle Besucher
und das Prinzenpaar wurde standesgemäß auf einem Fischerkahn in den Saal
gezogen.
Nach einer etwas ruhigeren Zeit erfuhr der Verein im Jahre 1965 eine
Wiederbelebung. Es waren wieder einmal die Männer der Freiwilligen Feuerwehr,
die den Verein mit neuem Leben erfüllten.
Unvergessen aus jener Zeit sind noch die Stadtbälle mit der Hofkapelle Hans Thoma
aus Weiden. Oder das Prinzentreffen 1968 mit Faschingsgesellschaften aus Weiden,
Amberg und Haselmühl sowie das Treffen aller Exprinzenpaare im Jahre 1969 im
Bärensaal. Unser Verein war damals bereits Mitglied im Landesverband Ostbayern
des Bundes Deutscher Karneval.
Die Faschingsumzüge in dieser Zeit waren wieder zum Markenzeichen des Neustädter
Faschings geworden. Auch wenn durch ungünstige Witterungsverhältnisse bedingt, der
traditionelle Faschingszug einmal abgesagt werden musste, so fanden sich trotzdem
sehr viele Wagen und Fußgruppen zusammen. Sie zogen ganz einfach in einem „wilden
Faschingzug“ durch die Straßen der Stadt.
Nach 1970 war es still geworden um den Neustädter Faschingsverein. Obwohl die
Vereinstätigkeit ruhte, fanden zahlreiche Faschingsveranstaltungen statt. Bei einigen
Vereinsbällen in den 70er Jahren von Wasserwacht, ASV und Sängerbund wurde sogar
für jeweils einen Abend ein internes Prinzenpaar gestellt. Dieses wurde dann auch
beim jeweiligen Faschingszug präsentiert.
Auch die Faschingszeitung „Schwarzer Kater“ erschien, und die Stadt sowie Gastwirt
Josef Eichinger oder Aloisia und Zacharias Rebl organisierten maskierte Kinderumzüge.
Neben der Stadt zeichnete Michael Andörfer mit verantwortlich. Er verfügte als
ehemaliger Faschingsprinz und langjähriger Präsident über die nötigen Kenntnisse und
neben ihm leiteten noch u.a. Josef Eich, Karl Brunner (genannt der Brunner Boss) und
Hans Konz die Geschicke des Vereins.
Schließlich weckte die anstehende 750-Jahr-Feier der Stadt in einigen
Faschingsidealisten die Idee, den Verein wieder aufleben zu lassen. Eine erste
diesbezügliche Zusammenkunft fand am 11. Februar 1981 in der Neustädter
Schwimmhalle statt. Vielleicht ein gutes Omen, da der Verein bis heute noch nicht
wieder „Baden“ gegangen ist. Es wurde die alte Satzung überarbeitet und ergänzt und
nach vielen Vorbereitungen und Sitzungen am 10. April 1981 im Gasthaus „Zum Bären“
folgende Vorstandschaft gewählt
1. Vorstand Ludwig Fritsch
2. Vorstand Hans Völkl
Kassier Monika Kappert und Harald Kersten
Schriftführer Hans Spachtholz
Zahlreiche Mitglieder wie Max Pöllmann, Hansjürgen Kappert, Hermann Schmid,
Leni Völkl, Christian Schmidt, Günter Konz und Otto Sixt vervollständigten den
Vereinsausschuss und übernahmen Aufgaben als Präsidenten, Hofmarschall,
Elferrat usw. Während der damaligen Wiedergründungsversammlung konnte bereits
das 100. Mitglied aufgenommen werden. Der momentane Mitgliederstand von etwa
570 zeigt die enorme Entwicklung, die unser Verein seither genommen hat, wohl
deutlich auf. Zur Beschaffung dringend benötigter Geldmittel wurde am 2. August 1981
das Schlossgartenfest unterhalb des Landratsamtes abgehalten. Schon der zahlreiche
Besuch zeigte uns, dass die Bevölkerung voll hinter dem wiedergegründeten Verein
stand.
Am 7. November 1981 wurde anlässlich des Kirchweihballes der Feuerwehr im
Bärensaal das neue Prinzenpaar samt Hofstaat vorgestellt. Beim Inthronisationsball am
9.Januar 1982 hätte der Bärensaal gut und gerne dreimal so groß sein dürfen, um allen
Kartenwünschen gerecht zu werden. Die Besucher und auch die Presse überschütteten
uns geradezu mit Lob und Anerkennung. Es zeigte sich, dass sich innerhalb der
Vorstandschaft wahre Organisationstalente befanden. So erhielt bereits am Eingang
jede Dame eine rosa (Rosner)-Rose überreicht.
Die überaus rührigen Vereinsvorstände seit der Wiedergründung im Jahre 1981 waren:
- Ludwig Fritsch
- Hansjürgen Kappert
- Ulrich Konz
- Arthur Troidl
- Mathias Peters
- Sandro Schäffler
- Sebastian Scharnagl
- Michael Hierold
- Jürgen Trescher
Unser Verein war seit der Wiedergründung stets in der glücklichen Lage, diese Position immer mit engagierten und fähigen Leuten besetzen zu können.
Die Sommerfeste wie z. B. das sog. „Gassl-Fest“ sowie "Die Naab brennt", haben mittlerweile die Dimension eines zweiten Neustädter Bürgerfestes angenommen.
Die Besucher kommen jedes Jahr sehr gerne zu uns, denn es wird ihnen jedesmal
etwas Neues geboten.
Viele dieser Sitten und Bräuche wurden auch im Buch „Fasching in Ostbayern“ von
Dr. Wolfgang Schöberl erwähnt und so einer noch größeren Bevölkerungsschicht
bekannt gemacht.
So stellt beispielsweise die zünftige Mobilmachung am Faschingssamstag einen
festen Bestandteil des Neustädter Faschings dar. In phantasievollen Uniformen ziehen
Mitglieder des närrischen Rates durch die Straßen, hissen die Vereinsfahne am
Vereinslokal und der als Gendarm Haslbeck verkleidete Karl-Heinz Bock gibt der
Bevölkerung lautstark bekannt, dass die letzten tollen Tage angebrochen sind und sich
wiederum ein sehenswerter Gaudiwurm durch die Straßen der Kreisstadt bewegen wird.
Tradition hatten auch lange Jahre hindurch die Ochsengespanne, mit denen die Prinzenwagen gezogen wurden. Die Familien Brewitzer, Trommer, Plößner und Kummer
stellten neben anderen dazu ihre prächtigen Ochsengespanne jahrelang zur Verfügung.
Erst als im Rahmen der zunehmenden Motorisierung die Ochsengespanne
verschwanden, wurde das Herrscherpaar entweder in einer Pferdekutsche präsentiert
oder ein Lkw oder Tieflader als Prinzenwagen dekoriert. Dank gebührt an dieser Stelle
unserem Freund und Gönner Wastl Scharnagl, der mit seinem großen Traktor als
Hofkutscher fungiert und sich rühmt, bisher noch jede Prinzessin rumgezogen zu haben.
Angeführt wird unser Faschingszug stets von der Vereinsfahne und dem Gendarm
Haslbeck sowie den beiden Begleitern, dem Obergefreiten Schreiner und dem Gefreiten
Bayerlein, den eigenen Wachsoldaten des Prinzenpaares.
Neidvolle Blicke anderer Herrscherpaare ziehen sich unsere Prinzenpaare auch bei Empfängen und Prinzentreffen zu. Die seit vielen Jahren von der Firma F.X. Nachtmann,
jetzt Riedl, gestifteten Glaszepter stellen jedesmal ein Unikat dar. Sie sind prächtig
gestaltet und das Prinzenpaar darf diese gläsernen Zeichen ihrer närrischen
Regentschaft als Andenken behalten.
Etwas Besonderes sind auch unsere Faschingsorden. Sie werden jährlich,früher abwechselnd von den Neustädter Künstlern Max Fischer und Lutz Zettler, heute nur noch
von Lutz Zettler entworfen. Auch auf diese Kunstwerke sind wir natürlich sehr stolz.
Zum festen Bestandteil eines typisch Neustädter Faschings gehört auch die
Faschingszeitung „Schwarzer Kater“. Ein eigenes Gremium stellt die schönsten Beiträge
zu einer lustigen und immer wieder sehnlichst erwarteten Zeitung zusammen. In dieser
einmaligen Ausgabe wird so manche Kuriosität und lustige Begebenheit des letzen
Jahres auf die Schippe genommen. Manche behaupten sogar, wer nicht in der
Faschingszeitung auf den Arm genommen wird, der ist nicht „in“.
Auch unser origineller Faschingskehraus mit traditionellem Begräbnis stellt eine
besondere Eigenart dar. Alte Tradition prägt auch unsere Prinzengarde, die nach alten
Überlieferungen eben exerzieren und nicht als Ballet auftreten soll, wenn gleich eine
alljährliche Show-Einlage mit meist modernen Rhythmen die Männerherzen höher
schlagen lässt.
In einem feierlichen Rahmen erfolgt alljährlich die Ordensverleihung durch das
Prinzenpaar an verdiente Bürger der Stadt. Die Geehrten werden einzeln zum
Prinzenthron geleitet, erhalten Orden und Küsschen der Regenten und dürfen sich dann
in einem eigenen goldenen Buch verewigen, bevor sie zu einem Sektempfang geladen
werden. Diese Orden sind bis zum Faschingsende bei allen öffentlichen Auftritten, bei
denen das Herrscherpaar anwesend ist, sichtbar zu tragen. Bei Nichtbefolgen wird der
Ordensträger von einem Standgericht mit Bußgeld belegt. Zur Tradition geworden sind
auch die Empfänge des Bürgermeisters für das Prinzenpaar und den Hofstaat im
Rathaus zu Beginn und zu Ende der jeweiligen Faschingssaison. Auch der alljährliche
Besuch im Lobkowitzer-Schloss beim regierenden Landrat stellt nicht nur für das
Regentenpaar einen besonderen Höhepunkt der Faschingssaison dar.
Am Faschingsmontag und –dienstag schließlich besucht der Prinz zum Abschluss
seiner Regierungszeit noch verschiedene „Güter und Ländereien“ seines Reiches, um
für die letzten Stunden ausreichend gerüstet zu sein.
Über Sitte und Anstand, besonders in den letzten Faschingstagen, wacht die sog. “Sitte“,
die abends, mit Laternen und Säbel bewaffnet, zu ihren Kontrollgängen ausrückt. Auf
ihren beschwerlichen Wegen kann es dabei schon mal vorkommen, dass die Streife für
einige Zeit als verschollen gilt oder sogar vom richtigen Weg abkommt und dabei
eingeschneit wird.
(Auszug einer Rede von Hans Spachtholz)